Ministerpräsident Söder hat in seiner Regierungserklärung Hightech Agenda Bayern angekündigt 1.000 neue Professuren und 10.000 neue Studienplätze im Bereich Technik und Informatik zu schaffen. Insgesamt sollen mit dem Programm Mittel in Höhe von 2 Milliarden Euro bereitgestellt werden, um „den Freistaat in die Zukunft zu beamen“ (Zitat Hightech Agenda). Davon fließen allein 1,6 Milliarden Euro in die Weiterentwicklung des bayerischen Hochschulsystems.
Die LAK Bayern begrüßt dieses Programm, welches eine starke Zukunftsorientierung aufweist, ausdrücklich und wird dieses in seiner Umsetzung kritisch begleiten. Ein besonderes Augenmerk legen wir bei der Ausgestaltung der Hightech Agenda auf die angemessene Beteiligung aller Statusgruppen sowie auf die Ausgewogenheit zwischen Forschung und Lehre. „Die Studierenden sollen von dem Programm nicht nur quantitativ über die Schaffung neuer Studienplätze, sondern vor allem qualitativ von didaktisch hochwertiger und inhaltlich zukunftsorientierter Lehre profitieren“, sagt Sprecher Frank.
Die Finanzierung der Hightech Agenda Bayern, die primär durch die Aussetzung der Schuldentilgung ermöglicht wurde, ist allerdings nur für die Jahre 2020 bis 2022 gesichert. Hinsichtlich der Verstetigung des Forschungs- und Lehrpersonals sowie den damit verbundenen Studienplätzen müssen daher bereits jetzt langfristige Lösungen erarbeitet werden. „Die bayerischen Hochschulen können diese allein nicht finanzieren und dürfen mit der Verstetigung des Programms nicht im Stich gelassen werden“, betont Sprecherin Trinkgeld.
Ein entscheidender Schritt zu einem ausreichend grundfinanzierten Hochschulsystem ist das Sanierungsprogramm mit einem Investitionsvolumen in Höhe von 400 Millionen Euro, das Teil der Hightech Agenda ist. Das Gesamtvolumen des Sanierungsstaus an den bayerischen Hochschulen beläuft sich jedoch auf mehr als 5 Milliarden Euro (Stand 2019). „Die bereitgestellten Mittel reichen also bei Weitem nicht aus“, mahnt Sprecher Lund. „Der überraschenden Erkenntnis der Staatsregierung, dass es nichts nütze, “Spitzentechnologien voranzubringen, wenn hinten der Putz bröckelt” (Zitat Hightech Agenda), müssen nun konkrete Taten folgen.“ Es müssen in den Folgejahren daher deutlich mehr finanzielle Ressourcen für Baumaßnahmen zur Verfügung gestellt werden, um langfristig den Sanierungsstau abzubauen.
Die LAK Bayern sieht großes Potenzial in der Einführung der Gesamtlehrverpflichtung, die in der Hightech Agenda angekündigt wurde. Die aktuellen Regelungen zur Bemessung des Lehrdeputats stammen noch primär aus der Zeit des analogen Frontalunterrichts und sind damit nur unzureichend für die Etablierung vielfältiger digitaler Lehr- und Lernformate geeignet. Statt eindimensionaler Vorgaben sollte zukünftig die Möglichkeit bestehen, dass im Rahmen des Lehrdeputats Vorlesungen digital aufbereitet und neue Lehrformate angewendet werden können. Dabei gilt es aber zu beachten, dass gewonnene Freiheiten nicht missbraucht werden, um die Bedeutung der Lehre zu marginalisieren.
Die starke Förderung von MINT-Studiengängen durch die Hightech Agenda darf nicht zu Lasten eines vielfältigen Studienangebotes in anderen Bereichen geschehen. Daher empfiehlt die LAK Bayern, dass die Geisteswissenschaften über eine ähnliche Agenda gefördert werden sollen. Diese können insbesondere bei ethisch-gesellschaftlichen Fragestellungen sowie im Bereich der Technologiefolgeabschätzungen wertvolle Beiträge bei der Etablierung neuer Technologien leisten.
Pressemitteilung
Landes-ASten-Konferenz Bayern
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