Eine Nach­hal­ti­ge Entwick­lung verfolgt die Schaf­fung einer soli­da­ri­schen Gesell­schaft (sozia­le Dimen­si­on), die Erhal­tung der Lebens­grund­la­ge für Mensch und Tier (ökolo­gi­sche Dimen­si­on) und ein Wirt­schaf­ten, bei dem die Versor­gung der Bevöl­ke­rung jetzt und in Zukunft best­mög­lich sicher­ge­stellt wird (ökono­mi­sche Dimen­si­on) [1]. Diese drei Dimen­sio­nen der Nach­hal­tig­keit werden aller­dings nach dem Vorrang­mo­dell nicht gleich gewich­tet, sondern die Ökolo­gie dem Sozia­len und der Ökono­mie gegen­über vorran­gig verstan­den, denn ohne eine intak­te Ökolo­gie fehlt die Grund­vor­aus­set­zung für sozia­le Stabi­li­tät und ohne die sozia­le Stabi­li­tät wäre keine ökono­mi­sche Stabi­li­tät gege­ben. Die Einhal­tung ökolo­gi­scher Gren­zen ist demnach unab­ding­bar, da nur so lang­fris­tig stabi­le Lebens­be­din­gun­gen auf der Erde gesi­chert werden können. Hier­bei wird auch von dem Konzept der star­ken Nach­hal­tig­keit gespro­chen [2].

Basis für ein hoch­schul­be­zo­ge­nes Nach­hal­tig­keits­ver­stän­dis gibt das Memo­ran­dum of Under­stan­ding (MoU) zur Zusam­men­ar­beit von Hoch­schu­len im Rahmen des Netz­werks Hoch­schu­le und Nach­hal­tig­keit Bayern (NHNB), welches bis März 2021 von allen baye­ri­schen Hoch­schul­lei­tun­gen mitge­zeich­net wurde und dessen Werte auch von der LAK Bayern geteilt werden:

„Als zentra­le Orte der gesell­schaft­li­chen Selbst­re­fle­xi­on sehen sich die Hoch­schu­len in Bayern in Mitver­ant­wor­tung für die viel­schich­ti­gen Trans­for­ma­ti­ons­pro­zes­se hin zu einer nach­hal­ti­gen Entwick­lung. Nach­hal­tig­keit wird dabei als ein ethi­sches Ordnungs- und Hand­lungs­prin­zip verstan­den, dem für die globa­le Suche nach einem zukunfts­fä­hi­gen Gesell­schafts­ver­trag für das 21. Jahr­hun­dert zentra­le Bedeu­tung zukommt. Sein Gegen­stand ist die unteil­ba­re Verant­wor­tung für die dauer­haf­te Siche­rung ökolo­gi­scher Trag­fä­hig­keit, sozia­ler Gerech­tig­keit und wirt­schaft­li­cher Leis­tungs­fä­hig­keit.“ [3]

Auch im Verbund­pro­jekt „Nach­hal­tig­keit an Hoch­schu­len“ (HOCHN) wird Nach­hal­tig­keit als “norma­ti­ves Prin­zip der Maßstab einer globa­len und inter­ge­ne­ra­tio­nel­len Gerech­tig­keit” [4]. beschrie­ben. Nach­hal­ti­ge Entwick­lung wird als lang­fris­ti­ge Verant­wor­tung verstan­den. Hoch­schu­len sind damit als Ausbil­dungs­stät­ten ein zentra­ler Ort, an dem eine nach­hal­ti­ge Zukunft entste­hen kann.

Den baye­ri­schen Studie­ren­den ist diese große Verant­wor­tung bewusst. Nicht nur die Betei­li­gung bei Students for Future sondern auch die viele Zahl an studen­ti­schen Verei­nen vor Ort, die sich mit Nach­hal­tig­keit beschäf­ti­gen sind ein Beweis dafür. Viele Studie­ren­den­ver­tre­tun­gen haben Umwelt­re­fe­ra­te und die von der Landes­stu­die­ren­den­ver­tre­tung orga­ni­sier­ten nach­hal­ti­gen Hoch­schul­ta­ge fanden auch unter den Widrig­kei­ten von Coro­na bayern­weit viel Anklang. [5]

Wie die LAK Bayern bereits im Posi­ti­ons­pa­pier „Nach­hal­ti­ge Hoch­schu­le“ vom 16.06.2019 [6] beton­te, sind Hoch­schu­len in der Verant­wor­tung, diese Aufga­be in allen Berei­chen – Lehre, Forschung, Betrieb, Gover­nan­ce und Trans­fer – zu inte­grie­ren (Whole-Insti­­tu­­ti­on Approach [7]). Auch sind nach dem Refe­ren­ten­ent­wurf des Hoch­schul­in­no­va­ti­ons­ge­setz Hoch­schu­len „dem Erhalt der natür­li­chen Lebens­grund­la­gen, dem Erhalt der Biodi­ver­si­tät, dem Klima­schutz und der Bildung für nach­hal­ti­ge Entwick­lung verpflich­tet“ [8] und es wird expli­zit auf das Klima­schutz­ge­setz verwie­sen, das eine Klima­neu­tra­li­tät bis 2030 vorgibt.

Um dieses Ziel zu errei­chen, möch­te die LAK Bayern mit diesem zwei­ten Posi­ti­ons­pa­pier die Möglich­kei­ten der baye­ri­schen Hoch­schu­len in den unter­schied­li­chen Berei­chen aufzei­gen und an einer erfolg­rei­chen Umset­zung der nach­hal­ti­gen Entwick­lung mitarbeiten.

 

Hoch­schu­len bilden Studie­ren­de für die Zukunft aus – Nach­hal­tig­keit als Zukunfts­in­ves­ti­ti­on verstehen. 

Entschei­dun­gen tref­fen Menschen auf Basis ihrer Erfah­run­gen und ihres Wissens. Hoch­schu­len müssen Studie­ren­de mit dem Wissen und den Werk­zeu­gen ausstat­ten, um Entschei­dun­gen und Ziele aus Sicht der Nach­hal­tig­keit beur­tei­len zu können und Lösun­gen, welche eine nach­hal­ti­ge, zukunfts­fä­hi­ge Entwick­lung gewähr­leis­ten, erar­bei­ten zu können. Dies baut auf den Prin­zi­pi­en der Bildung für nach­hal­ti­ge Entwick­lung auf, die ein Kern­the­ma bei der Gestal­tung der Lehre an Hoch­schu­len bilden muss. Die Verant­wor­tung besteht hier­bei vor allem in der Ausbil­dung einer brei­ten Anzahl an Akteu­ren in der Gesell­schaft, wie zukünf­ti­gen Entscheidungsträger*innen, Forscher*innen und Pädagog*innen.

Die Kern­auf­ga­be liegt in der struk­tu­rel­len Inte­gra­ti­on von Nach­hal­tig­keit in die Curri­cu­lae bestehen­der Studi­en­gän­ge. Studie­ren­de müssen einer­seits erler­nen, was eine nach­hal­ti­ge Entwick­lung ausmacht, und ande­rer­seits, wie sie mit ihrem Studi­en­fach hier­zu beitra­gen. Bei der Evalua­ti­on von Studi­en­gän­gen müssen Krite­ri­en, die eine nach­hal­ti­ge Entwick­lung fördern, mitbe­rück­sich­tigt werden. 

Trans­dis­zi­pli­nä­res Arbei­ten wurde von Hoch­schu­len bereits in der Vergan­gen­heit als Kern­kom­pe­tenz verstan­den und hat bereits in eini­ge Curri­cu­lae Einzug gehal­ten. Im Zuge der verstärk­ten Einbin­dung von Nach­hal­tig­keit in die Curri­cu­lae muss dies weiter geför­dert werden und der Zugang zu den entspre­chen­den Modu­len allen Studie­ren­den ermög­licht werden.

Zusätz­lich zur Anpas­sung bestehen­der Studi­en­gän­ge und Modu­le ist es erstre­bens­wert, dass weit­ge­hen­de Fort­bil­dungs­maß­nah­men für das Lehr­per­so­nal­ge­schaf­fen werden und bei der Konzep­ti­on von neuen Studi­en­gän­gen Nach­hal­tig­keit bereits als Schlüs­sel­the­ma inte­griert wird.

Eine Schlüs­sel­rol­le nimmt die Ausbil­dung von Pädagog*innen ein. Diese bilden Multiplikator*innen in der Gesell­schaft, welche ganze Gene­ra­tio­nen von Schüler*innen und Lernen­den prägen und so einen erheb­li­chen Einfluss auf unse­re zukünf­ti­ge Gesell­schaft haben. Daher soll­te Bildung für nach­hal­ti­ge Entwick­lung eine essen­zi­el­le Rolle bei der Ausbil­dung von Pädagog*innen einnehmen.

Konkre­te Vorschlä­ge, wie die Ausge­stal­tung von Bildung für nach­hal­ti­ge Entwick­lung in den Curri­cu­la veran­kert werden kann, hat die LAK Bayern in ihrem Posi­ti­ons­pa­pier “Zukunft der Lehre” (von 13.03.2022) gefasst.

Die zentra­le Aufga­be von Hoch­schu­len ist die Ausbil­dung zukünf­ti­ger Gene­ra­tio­nen. Diesem Anspruch soll­ten die baye­ri­schen Hoch­schu­len gerecht werden und Studie­ren­de dementspre­chend mit den Fähig­kei­ten ausstat­ten, die sie brau­chen, um eine nach­hal­ti­ge Entwick­lung umzusetzen.

 

Forschung ist die Basis unse­res zukünf­ti­gen Seins

Die Umset­zung von Nach­hal­tig­keit in der zwei­ten tragen­den Säule der Hoch­schu­len, der Forschung, ist eine sehr rele­van­te. Nach­hal­ti­ge Forschung ist Zukunfts­for­schung. Dafür müssen eini­ge Rahmen­be­din­gun­gen ange­passt werden.

Dabei soll­te ein Check and Balan­ces Record einge­führt werden, das die sozia­len und ökolo­gi­schen Auswir­kun­gen von Forschung und deren Ergeb­nis­se beinhal­tet. Bei der Einrich­tung von Profes­su­ren soll­ten diese ab der Ausschrei­bung kritisch auf nega­ti­ve ökolo­gi­sche und sozia­le Auswir­kun­gen evalu­iert werden.

Insti­tu­te und Lehr­stüh­le sind Teile der Hoch­schu­le und soll­ten daher nicht in Abhän­gig­kei­ten von wirt­schaft­li­chen Betrie­ben gera­ten. Dafür ist eine ausrei­chen­de Grund­aus­stat­tung notwen­dig. Jegli­che Dritt­mit­tel und exter­ne Finan­zie­rung soll­te zudem trans­pa­rent veröf­fent­licht werden, um mögli­che Einflüs­se Drit­ter auf die neutra­len Forschungs­er­geb­nis­se der Hoch­schu­len zu verhindern.

Die Finan­zie­rung von staat­li­chen Forschungs­pro­jek­ten wie auch der DFG soll­te nach Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en statt­fin­den. Erwart­ba­re nega­ti­ve ökolo­gi­sche, sozia­le und ökono­mi­sche Auswir­kun­gen müssen mini­miert werden. Die Messung der nega­ti­ven Auswir­kun­gen und des posi­ti­ven Impacts soll in allen Dimen­sio­nen statt­fin­den und nicht auf die ökono­mi­sche Dimen­si­on redu­ziert werden. Hier­für sollen die Rahmen­be­din­gun­gen für die Verga­be staat­li­cher Mittel auf allen Ebenen neu justiert werden. Forschungs­pro­jek­te sollen hier­bei bezüg­lich einer Lebens­zy­klus­ana­ly­se evalu­iert werden.

Zudem sollen loka­le Forschungs­pro­jek­te ausge­baut werden, die entwe­der der Selbst­eva­lu­ie­rung der Hoch­schu­len und regio­na­len Entwick­lung dienen bzw. Real­la­bo­re für Bürger*innen beinhal­tet, welche die Wege in die Zukunft aufzei­gen. In diesen Real­la­bo­ren sollen parti­zi­pa­ti­ve gesell­schaft­li­che Frage­stel­lun­gen erforscht und getes­tet werden.

Der Ausbau von spezi­fi­schen Lehr­stüh­len und Profes­su­ren im Bereich der Nach­hal­tig­keit ist zudem essen­zi­ell. Um Krisen, wie z.B. Klima­kri­se, Biodi­ver­si­täts­kri­se, Reduk­ti­on und sozia­le globa­le Unge­rech­tig­keit in den Griff zu bekom­men, müssen die Stell­schrau­ben in Forschung, Lehre, Trans­fer und Handeln neu justiert werden. Dafür soll ein Programm ähnlich der HTA aufer­legt werden, welches bayern­weit Trans­for­ma­ti­ons­pro­fes­su­ren für die ökolo­­gisch-sozia­­le Trans­for­ma­ti­on schafft. Diese Profes­su­ren sollen stark inter- und trans­dis­zi­pli­när mit bereits vorhan­de­nen Insti­tu­ten und Lehr­stüh­len zusam­men­zu­ar­bei­ten. Dabei soll es pro 1.000 Studie­ren­de mindes­tens eine Profes­sur geben.

In Summe ist auch eine Förde­rung von studen­ti­schen Forschungs­ar­bei­ten zu begrü­ßen. Die Inklu­si­on der Perspek­ti­ve der Fridays-For-Future-Gene­ra­­ti­on kann erheb­li­chen Mehr­wert in der Neuaus­rich­tung der Forschungs­land­schaft bieten.

Forschung soll stär­ker auf die Ziele der Verein­ten Natio­nen für nach­hal­ti­ge Entwick­lung (SDG) ausge­rich­tet werden. Dies soll bei der Einrich­tung von Profes­su­ren, bei der Verga­be aller (staat­li­chen) Förder­mit­tel, sowie bei der Über­prü­fung von Koope­ra­tio­nen bedacht werden. Dabei spielt auch eine stär­ke­re inter- und trans­dis­zi­pli­nä­re Zusam­men­ar­beit eine Rolle.

 

Hoch­schu­len haben gesell­schaft­li­chen Einfluss – Nach­hal­tig­keit als Trans­fer­auf­ga­be verstehen

Nach­hal­tig­keit ist ein inte­gra­les Konzept, das das Leben aller Menschen betrifft und daher auch bei allen Entschei­dun­gen in allen Ebenen und Schich­ten einen hohen Stel­len­wert genie­ßen soll. Dies ist mit der drit­ten Säule im baye­ri­schen Hoch­schul­sys­tem – dem Trans­fer – zu erreichen.

Dafür ist neben dem Erkennt­nis­ge­winn die Aufbe­rei­tung des Wissens und die Wissens­kom­mu­ni­ka­ti­on von großer Bedeu­tung. Ein Beispiel für spezi­el­le Wissens­ver­mitt­lung sind öffent­li­che Ring­vor­le­sun­gen zu nach­hal­ti­gen Themen, die inter­es­sier­te Bürger*innen bei aktu­el­len Forschungs­the­men auf den neues­ten Stand brin­gen. Aber auch bei städ­ti­schen Veran­stal­tun­gen wie Podi­ums­dis­kus­sio­nen oder öffent­li­chen Austausch­run­den können Expert*innen vor Ort einen fach­li­chen Einblick geben und Impul­se aus der Bevöl­ke­rung mit aufneh­men. In Bayern gibt es über sieb­zig Hoch­schul­stand­or­te – diese können genutzt werden, um Nach­hal­tig­keit auf loka­ler Ebene zu disku­tie­ren und durch diesen Ideen­aus­tausch pass­ge­naue Lösungs­kon­zep­te zu entwickeln.

Genau­so können auch lokal ansäs­si­ge Unter­neh­men, NGOs oder ande­re staat­li­che Einrich­tun­gen von dem vorhan­de­nen Wissen an baye­ri­schen Hoch­schu­len profi­tie­ren. Durch Koope­ra­ti­ons­pro­jek­te findet ein leben­di­ger Wissens­aus­tausch zwischen Hoch­schu­len und Indus­trie­part­nern statt. Gera­de der Gedan­ke der Nach­hal­tig­keit kommt dabei jedoch momen­tan noch zu kurz. Diesen gilt es auszu­bau­en und so auch die baye­ri­sche Wirt­schaft zu einem Inno­va­ti­ons­trei­ber für die Zukunft zu machen.

Das erwor­be­ne Wissen, sei es durch geziel­te Forschung, öffent­li­che Pilot­pro­jek­te oder indus­tri­el­le Koope­ra­tio­nen, muss dann wieder zur weite­ren Verwen­dung zur Verfü­gung stehen. Nur so kann ein leben­di­ger Austausch zwischen Zivil­ge­sell­schaft, Wissen­schaft und Wirt­schaft bestehen und die gesell­schaft­li­che Jahr­hun­dert­fra­ge gemein­sam ange­gan­gen werden. Daher ist es wich­tig, Publi­ka­tio­nen zum Thema Nach­hal­tig­keit Open-Source zur Verfü­gung zu stel­len. Außer­dem kann es sinn­voll sein, einzel­ne Arbei­ten noch einmal spezi­fisch für die brei­te Gesell­schaft aufzu­be­rei­ten. Das kostet natür­lich Ressour­cen. Diese können entwe­der zusätz­lich zur Verfü­gung gestellt werden oder es werden welche in den aktu­el­len Rahmen­be­din­gun­gen geschaf­fen. Beispiels­wei­se könn­ten Studie­ren­de sich in einem mit ECTS-Punk­­ten verse­he­nen Modul “Wissen­schafts­kom­mu­ni­ka­ti­on” mit der Erstel­lung von leicht zugäng­li­chen, infor­ma­ti­ven Einhei­ten zum Thema Nach­hal­tig­keit beschäftigen.

Das Thema Nach­hal­tig­keit ist nicht nur im Hoch­schul­kon­text rele­vant, sondern beein­flusst auch wie wir alle in Zukunft leben und wirt­schaf­ten wollen. Deswe­gen ist ein gut orga­ni­sier­ter und anspre­chend gestal­te­ter Trans­fer zu aktu­el­len und auch lokal rele­van­ten Themen im Bereich Nach­hal­tig­keit ein entschei­den­der Baustein des gesell­schaft­li­chen Auftrags der baye­ri­schen Hochschulen.

 

Eine nach­hal­ti­ge Entwick­lung erfor­dert die struk­tu­rel­le und opera­ti­ve Inte­gra­ti­on in den Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tu­ren von Hoch­schu­len – Nach­hal­tig­keit als Orga­ni­sa­ti­ons­kul­tur verstehen. 

Nach­hal­tig­keit muss als Schlüs­sel­fra­ge struk­tu­rell in der Orga­ni­sa­ti­ons­struk­tur von Hoch­schu­len veran­kert werden und im opera­ti­ven Geschäft als Entschei­dungs­kri­te­ri­um heran­ge­zo­gen werden.

Ein erster Schritt zur struk­tu­rel­len Veran­ke­rung ist die Einfüh­rung entspre­chen­der Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten, deren Tätig­keits­feld sich primär auf die Umset­zung von Nach­hal­tig­keit inner­halb der Hoch­schu­le fokus­siert und die hier­bei auch mit den notwen­di­gen Entschei­dungs­kom­pe­ten­zen ausge­stat­tet sind. Auf Grund der hohen Rele­vanz des Themas ist hier die Schaf­fung des Amtes des oder der Vizepräsident*in für Nach­hal­tig­keit ein grund­le­gen­der Schritt. Hier­durch kann gewähr­leis­tet werden, dass Nach­hal­tig­keit auf gesamt­stra­te­gi­scher Ebene berück­sich­tigt wird und als hoch­schul­über­grei­fen­des Thema ange­gan­gen wird.

Auf Grund des trans­for­ma­ti­ven Charak­ters, der zum aktu­el­len Zeit­punkt einer nach­hal­ti­gen Entwick­lung inne­wohnt, spielt es eine essen­zi­el­le Rolle bei Entschei­dungs­pro­zes­sen alle Status­grup­pen zu berück­sich­ti­gen und die Mitbe­stim­mung dieser zu gewähr­leis­ten. Nur durch eine brei­te Akzep­tanz ist die erfolg­rei­che Imple­men­tie­rung von Maßnah­men möglich. Dementspre­chend müssen Gremi­en geschaf­fen werden, die diese Mitbe­stim­mung ermög­li­chen. Auf kurz­fris­ti­ger Ebene kann dies eine Taskforce sein, lang­fris­tig ist die Über­le­gung anzu­stel­len, ob ein zusätz­li­ches Gremi­um hier­für geschaf­fen wird (bspw. Kommis­si­on Nach­hal­tig­keit) oder das Aufga­ben­ge­biet bestehen­der Gremi­en ange­passt wird.

Zusätz­lich sind Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten notwen­dig, die die Umset­zung von gesteck­ten Zielen aktiv voran­trei­ben. Auch hier ist eine gewis­se Entschei­dungs­kom­pe­tenz notwen­dig. Diese Rolle können beispiels­wei­se Nach­hal­tig­keits­be­auf­trag­te oder Stab­stel­len einneh­men, wie bereits in der Stel­lung­nah­me zum ersten Geset­zes­ent­wurf des Baye­ri­schen Hoch­schul­in­no­va­ti­ons­ge­setz­tes beschrie­ben [9]. Dabei muss deren Kapa­zi­tät der Größe der Hoch­schu­le ange­passt sein. Ein erfolg­rei­ches Modell zur Imple­men­tie­rung von Nach­hal­tig­keit inner­halb von Hoch­schu­len, das alle Status­grup­pen anspricht, ist das Green Office Modell [10, 11] welches als Grund­la­ge zur Schaf­fung von status­grup­pen­über­grei­fen­den Orga­ni­sa­ti­ons­ein­hei­ten dienen kann. Viele Studie­ren­de brin­gen neben dem Studi­um aktiv Nach­hal­tig­keit an ihrer Hoch­schu­le mit voran. Um dieses Poten­zi­al junge*r Engagierte*r zu nutzen, ist der Einsatz für Studie­ren­de möglichst attrak­tiv zu gestal­ten und zu unterstützen.

Auf opera­ti­ver Ebene müssen Bewer­tungs­grund­la­gen geschaf­fen werden, welche die Berück­sich­ti­gung von Nach­hal­tig­keit zulas­sen. Ein Nach­hal­tig­keits­be­richt, der den Status Quo aufzeigt, ist hier­für notwen­dig. Details, wie dieser ausse­hen kann, sind auf Seite 8 zu finden. Außer­dem ist es mittel­fris­tig sinn­voll, auch im Leit­bild von Hoch­schu­len Nach­hal­tig­keit zu veran­kern. Diese Maßnah­me wird flan­kiert durch die Aufnah­me von Nach­hal­tig­keits­kri­te­ri­en in die Ziel­ver­ein­ba­run­gen zwischen Staat und Hochschulen.

Oftmals schei­tert es bei der Umset­zung von Projek­ten und Maßnah­men an undurch­sich­ti­gen, komple­xen Struk­tu­ren und der Verant­wor­tungs­dif­fus­si­on inner­halb dieser Struk­tu­ren. Dies verlang­samt eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on von Hoch­schu­len und erschwert die Arbeit der entspre­chen­den Stel­len. Dem kann durch eine trans­pa­ren­te und offe­ne Kommu­ni­ka­ti­on entge­gen­ge­wirkt werden. Nur so können beispiels­wei­se recht­li­che Hürden, wie in manchen Fällen die Bauord­nung, schnell iden­ti­fi­ziert und dementspre­chend gehan­delt werden.Bisher erfolg­te ein Erfah­rungs­aus­tausch zur Verbes­se­rung der Rahmen­be­din­gun­gen für eine nach­hal­ti­ge Entwick­lung an Hoch­schu­len im Netz­werk Hoch­schu­le und Nach­hal­tig­keit Bayern. Die LAK Bayern schätzt das NHNB als wich­ti­gen Part­ner eines wissen­schaft­lich fundier­ten Diskur­ses für die Umset­zung von Nach­hal­tig­keit an baye­ri­schen Hoch­schu­len. Ange­sichts der bevor­ste­hen­den umfas­sen­den Trans­for­ma­ti­on ist eine bayern­wei­te Bünde­lung und Insti­tu­tio­na­li­sie­rung von Kompe­ten­zen und Bera­tungs­leis­tun­gen ange­mes­sen und soll­te auf der bewähr­ten Struk­tur aufbauen.

Zur dauer­haf­ten Inte­gra­ti­on von Nach­hal­tig­keit an Hoch­schu­len ist es notwen­dig, dass diese auf struk­tu­rel­ler Ebene veran­kert wird. Neben der Schaf­fung von expli­zi­ten Stel­len mit Nach­hal­tig­keits­be­zug müssen opera­ti­ve Prozes­se ange­passt, der Status Quo analy­siert und Nach­hal­tig­keit in das Leit­bild der Hoch­schu­len inte­griert werden. 

 

Hoch­schu­len müssen nach­hal­tig arbei­ten und betrie­ben werden – Nach­hal­tig­keit vorleben

Der Betrieb in und von Hoch­schu­len stellt insbe­son­de­re in der Reduk­ti­on von CO2-Emis­­sio­­nen, aber auch in vielen ande­ren Aspek­ten der Nach­hal­tig­keit einen großen Hand­lungs­raum da. Hand­lungs­grund­la­gen soll­ten die Grund­sät­ze der Kreis­lauf­wirt­schaft, Effi­zi­enz und Dekar­bo­ni­sie­rung sein. Ziel soll­te auch die Klima­neu­tra­li­tät sein, die Bewer­tung der Emis­sio­nen soll­te dabei nach Scope 3 erfolgen.

Neben einem direk­ten Einfluss können Hoch­schu­len durch eine Vorbild­funk­ti­on und Erar­bei­tung von Lösun­gen auch einen großen indi­rek­ten Einfluss auf eine nach­hal­ti­ge Trans­for­ma­ti­on für die Gesamt­ge­sell­schaft haben.

Um diesen zwei­sei­ti­gen Einfluss voran­zu­brin­gen, möch­ten wir hier nun eini­ge Maßnah­men vorschla­gen. Dabei unter­schei­den wir in die Unter­be­rei­che Ener­gie, Mobi­li­tät, Begrü­nung, Ressour­cen­ma­nage­ment und Gesund­heits­ma­nage­ment. Auch die Themen Ernäh­rung und Invest­ment werden angesprochen.

 

Ener­gie 

Die Ener­gie­ver­sor­gung und ‑nutzung stellt bei der Dekar­bo­ni­sie­rung und der Klima­neu­tra­li­tät der Hoch­schu­len ein großes Hand­lungs­po­ten­ti­al da. Um das Ziel der Klima­neu­tra­li­tät bis 2030 errei­chen zu können, schla­gen wir in diesem Bereich folgen­de Maßnah­men vor:

  • Eine Nutzung von Erneu­er­ba­ren Ener­gien als Strom­quel­le: 1. durch loka­le Strom-Erzeu­­gung mit beispiels­wei­se PV-Anla­­gen auf statisch geeig­ne­ten Dachflächen2. Wahl eines Ökostrom-Anbie­­ters mit echtem Ökostrom, der nicht fossi­len Strom durch Zerti­fi­kats­kauf als “klima­neu­tral” deklariert.
  • Klima­neu­tra­le Wärme­er­zeu­gung durch Nutzung regio­na­ler Poten­tia­le wie Geother­mie, Nah- oder Fern­wär­me und Solar­ther­mie. Wo kein Nah-/Fern­­wär­­me­­netz besteht ist zu prüfen, ob eine Einrich­tung eines solchen Netzes am Campus und Umge­bung möglich ist. Dabei soll­ten keine Umwe­ge über eine Gas-Behei­­zung gemacht werden, gera­de da Hoch­schu­len neben der ökolo­gi­schen Nach­hal­tig­keit auch eine diplo­ma­ti­sche außen­po­li­ti­sche Verant­wor­tung für eine unab­hän­gi­ge­re Ener­gie­ver­sor­gung haben. Ergän­zen­de Wärme kann durch Wärme­pum­pen erzeugt werden.
  • Ener­ge­ti­sche Sanie­rung aller Bestands­ge­bäu­de, anzu­stre­ben ist ein Niedrigenergiehaus‑, bei Neubau ein Passiv­h­aus­stan­dard idea­ler­wei­se im Holz­bau. Alle Gebäu­de, die noch nicht wenigs­tens KfW40 Stan­dard haben, soll­ten bis spätes­tens Ende 2030 saniert werden.

Um eine Vorbild­funk­ti­on für die Gesell­schaft darstel­len zu können und möglichst schnell klima­schäd­li­che Emis­sio­nen einzu­spa­ren, soll­ten hoch­schul­an­ge­hö­ri­ge Gebäu­de als staat­li­che Gebäu­de immer den neues­ten und höchs­ten Gebäu­­de- und Ener­gie­stan­dards erfül­len. Die Trans­for­ma­ti­on hin zu dieser Vorbild­funk­ti­on möch­ten wir mit den genann­ten Punk­ten unterstützen.

 

Mobi­li­tät 

Obers­tes Ziel der Hoch­schu­len soll­te sein, dass sowohl alle Beschäf­tig­ten die notwen­di­ge Arbeits­we­ge und Dienst­rei­sen so nach­hal­tig und klima­scho­nend wie möglich (Fuß, Fahr­rad, Bus, Bahn, Car-Sharing, Carpoo­ling), als auch Studie­ren­de alle zum Studie­ren notwen­di­gen Stre­cken mit eben genann­ten Verkehrs­mit­teln zurück­le­gen können. Als Beispie­le möch­ten wir hier eini­ge Maßnah­men nennen:

  • Reduk­ti­on von Dienst­rei­sen durch Nutzung von Video-Konfe­­renz-Plat­t­­for­­men, wenn eine Präsenz­teil­nah­me nicht notwen­dig ist.
  • Dienst­rei­sen und Arbeits­we­ge mit Bahn oder Bus fördern durch Jobti­cket und bezu­schuss­te Bahncard
  • Güns­ti­ge­re ÖPNV Tari­fe, ein bayern­wei­tes Studi-Ticket ähnlich wie in NRW
  • CO2e-Kompen­­sa­­ti­on von zwin­gend notwen­di­gen Flug­rei­sen mit sach­ge­rech­ten, ökolo­gisch treff­si­che­ren Kompensationsmaßnahmen.
  • Flug­rei­sen unter 1000 Kilo­me­ter nur notfalls und begrün­det zulas­sen. Quali­täts­si­che­rung bei der Geneh­mi­gung Flugreisen.
  • Fahr­rad­mo­bi­li­tät fördern durch siche­re und über­dach­te Abstell­plät­ze, Repe­ra­tur­sta­tio­nen, Repa­ri­er-Work­­shops und Lasten­­bike-Sharing, ausrei­chend Duschen und Spin­de, Zerti­fi­zie­rung als fahr­rad­freund­li­che Hoch­schu­le [12]
  • Fuhr­park der Hoch­schu­len dekar­bo­ni­sie­ren mit Lasten­rä­dern und E‑Fahrzeugen bis 2025
  • Fahr­­zeug-Sharing (Bikesha­ring, Carsha­ring, etc) fördern durch Bereit­stel­lung von Stell­flä­chen auf dem Hochschulgelände.
  • Lade­mög­lich­kei­ten für E‑Bikes und E‑Autos am Hoch­schul­stand­ort schaffen
  • Sicher­stel­lung einer guten Anbin­dung der Stand­or­te durch öffent­li­che Verkehrs­mit­tel, inklu­si­ve einer guten öffent­li­chen Infra­struk­tur zwischen den verschie­de­nen Stand­or­ten einer Hoch­schu­le, was z.B. auch durch regel­mä­ßi­ge und kosten­lo­se Pendel­bus­se erzielt werden kann
  • Eine Beprei­sung von Park­plät­zen, die sozi­al verträg­lich und an die jewei­li­gen Zahlungs­mög­lich­kei­ten der Status­grup­pen ange­passt ist, soll den Hoch­schu­len ermög­licht werden, indem die Einnah­men in einen univer­si­täts­ei­ge­nen Klima­fonds flie­ßen können. Der Bau von neuen Park­plät­zen an Bestands­hoch­schul­cam­pi sind auf nach­hal­ti­ge Alter­na­ti­ven zu Prüfen.

Um die Mobi­li­tät nach­hal­tig zu gestal­ten sind Reduk­ti­on, Dekar­bo­ni­sie­rung und Kompen­sa­ti­on zwin­gend notwen­dig. Dabei soll­te Reduk­ti­on und Dekar­bo­ni­sie­rung immer vorge­zo­gen werden, und Kompen­sa­ti­on nur als letz­tes Mittel hinzu­ge­nom­men werden. Weite­re Ideen und Maßnah­men sind in der Broschü­re „Nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät an Hoch­schu­len“ des VCD zusam­men­ge­fasst. [13]

 

Ernäh­rung

Auch bei der Beschaf­fung von Essen bzw. Lebens­mit­teln, z.B. für Sitzun­gen und Veran­stal­tun­gen ist auf nach­hal­ti­ge Krite­ri­en zu achten. Das inklu­diert beson­ders ein fast ausschließ­lich vegetarisch/veganes Ange­bot und ein hoher Wert auf regio­na­le und saiso­na­le Produk­te. Für das Thema Studie­ren­den­wer­ke ist in der Zukunft ein weite­res Posi­ti­ons­pa­pier geplant.

 

Begrü­nung 

Ein wich­ti­ger Aspekt zur Anpas­sung an die Folgen des Klima­wan­dels ist die Begrü­nung von versie­gel­ten Flächen sowie der Ausbau/Neubau von Grünflächen.

  • Versie­gel­te Bauflä­chen sollen mit einer Gebäu­de­be­grü­nung ausge­stat­tet werden, um eine klima­wan­del­taug­li­che Bauwei­se zu erhal­ten. Dazu gehö­ren die Dach­be­grü­nung und die Fassa­den­be­grü­nung. Dies gilt sowohl bei Neubau­ten als auch bei vorhan­de­nen Gebäuden.
  • Die Dach­be­grü­nung kann als Regen­was­ser­ver­si­cke­rung, Wasser­rück­halt und Verduns­tung dienen, welche wich­ti­ge Aspek­te im Hinblick auf die Zunah­me von Stark­re­gen­er­eig­nis­sen sind. Somit werden versie­gel­te Flächen effek­tiv genutzt.
  • Die Fassa­den­be­grü­nung dient zur Kühlung, Schall­schutz, Dämmung und hat einen posi­ti­ven Einfluss auf die allge­mei­ne Lebens­qua­li­tät [14]
  • Vorhan­de­ne Grün­flä­chen sollen mindes­tens erhal­ten bzw. erwei­tert und umge­baut werden, um CO2 spei­chern zu können und um das Arten­reich­tum und die Biodi­ver­si­tät zu fördern. Die Erstel­lung von Blüh­wie­sen, das Pflan­zen von Bäumen und die Erwei­te­rung von Grün­flä­chen stehen dabei im Vordergrund.
  • Die Umge­stal­tung der Grün­flä­chen führt zusätz­lich zur Erhö­hung der Lebens­qua­li­tät und hat posi­ti­ven Einfluss auf die menta­le Gesund­heit. Dabei sind Outdoor-Lern­räu­­me und Aufent­halts­mög­lich­kei­ten, sowie Frei­zeit­an­ge­bo­te in der Natur zu priorisieren.

Urban Gardening bzw. Gemein­schafts­gär­ten sollen erstellt und geför­dert werden, um ein nach­hal­ti­ges und regio­na­les Ange­bot den Mitarbeiter*Innen und den Studie­ren­den zu ermög­li­chen. Dabei wird der bewuss­te Umgang mit der Natur und land­wirt­schaft­li­chen Erzeug­nis­sen verstärkt.

 

Effi­zi­en­tes Ressourcenmanagement 

Neben der schon genann­ten Ener­gie­ef­fi­zi­enz soll­te auch bei allen ande­ren Ressour­cen auf eine nach­hal­ti­ge Beschaf­fung und effi­zi­en­te Verwen­dung geach­tet werden. Hier­für sind uns folgen­de Punk­te wichtig:

  • Um eine nach­hal­ti­ge Beschaf­fung sicher­zu­stel­len, ist die Liefer­ket­te zu über­prü­fen. Hier­für soll­ten alle Hoch­schu­len unab­hän­gig der Beschäf­tig­ten­zahl die Vorga­ben des Liefer­ket­ten­ge­set­zes achten.
  • Vor einem Neukauf soll­te stets eine Repa­ra­tur geprüft werden, dies gilt insbe­son­de­re für das Mobi­li­ar in Vorle­sungs­sä­len, Büros und Mensen. Um Verschwen­dung vorzu­beu­gen und dem Prin­zip der Kreis­lauf­wirt­schaft gerecht zu werden kann eine Platt­form zum Austausch von Mobi­li­ar und ande­ren Gütern hilf­reich sein, auf die die baye­ri­schen Hoch­schu­len, aber auch die Studie­ren­den­wer­ke Zugriff haben.
  • Auf dem Hoch­schul­ge­län­de ist für ausrei­chend Müll­tren­nungs­mög­lich­kei­ten zu sorgen. Hier­für müssen getrenn­te Müll­ei­mer zur Verfü­gung gestellt werden. Getrennt werden soll dabei nach Papier, Verpa­ckung und Rest­müll. Diese müssen durch die Reini­gungs­kräf­te auch getrennt entsorgt werden.
  • Die Instal­la­ti­on von Wasser­spen­dern an Hoch­schul­stand­or­ten kann dazu beitra­gen, dass weni­ger ressour­cen­auf­wen­dig abge­füll­tes und trans­por­tier­tes Wasser getrun­ken wird.
  • Digi­ta­li­sie­rung von Vorle­sungs­ma­te­ria­li­en und Büro­kra­tie kann zur Einspa­rung von Emis­sio­nen aus Produk­ti­on, Liefer­ket­te und Mobi­li­tät führen, sofern sie sinn­voll umge­setzt wird. Hier­bei können auch Rohma­te­ria­li­en wie Papier (und damit indi­rekt z.B. Wasser) einge­spart werden.
  • Papier und Druck­ma­te­ria­li­en sollen gene­rell aus recy­cel­tem Papier und ökolo­gi­scher Tinte herge­stellt werden. Auch Druck­ein­stel­lun­gen, wie z.B. stan­dard­mä­ßig doppel­sei­ti­ger Druck können den Ressour­cen­ver­brauch senken.

Um die genann­ten Punk­te über­prü­fen zu können, schla­gen wir eine EMAS oder sogar EMAS+ Zerti­fi­zie­rung für alle Hoch­schu­len bis spätes­tens 2027 vor.

 

Invest­ment 

Hoch­schul­ei­ge­ne Finan­zen sowie Finan­zen des Wissen­schafts­mi­nis­te­ri­ums sollen nach den Prin­zi­pi­en des Dive­st­ments ihre Anla­gen und Finanz­rück­la­gen umschich­ten, damit fossi­le Projek­te nicht weiter finan­zi­ell unter­stützt werden.

 

Gesund­heits­ma­nage­ment 

Der Präven­ti­ons­ge­dan­ke ist das Kern­ele­ment einer nach­hal­ti­gen Gesund­heits­po­li­tik, der sowohl im drit­ten Ziel der Verein­ten Natio­nen für nach­hal­ti­ge Entwick­lung als auch in der Otta­­wa-Char­­ta zur Gesund­heits­för­de­rung der Welt­ge­sund­heits­or­ga­ni­sa­ti­on veran­kert ist [15].

Damit die Verbes­se­rung des Gesund­heits­zu­stan­des, Senkung gesund­heit­li­cher Risi­ken, Verrin­ge­rung von Belas­tun­gen und die Erhaltung/Zunahme der eige­nen Leis­tungs­fä­hig­kei­ten auf Seiten der Arbeit­neh­mer gewähr­leis­tet werden können, ist eine gesund­heits­för­dern­de Arbeits­platz­ge­stal­tung sowie eine gesund­heits­ge­rech­te Mitar­bei­ter­füh­rung essen­zi­ell von Nöten.

Dabei sind nicht nur die folgen­den Vorga­ben des Bundes­mi­nis­te­ri­ums für Gesund­heit zur Umset­zung der betrieb­li­chen Gesund­heits­för­de­rung einzu­hal­ten, sondern auch der Hinblick auf die Nach­hal­tig­keit spielt eine wich­ti­ge Rolle. Dies soll sowohl auf die hoch­schul­ei­ge­nen Betrie­be, die Studie­ren­den­wer­ke als auch die Univer­si­täts­kli­ni­ka ange­wen­det werden:

  • gesun­de Kanti­nen­kost mit nach­hal­tig erzeug­ten und regio­na­len Produkten
  • Ernäh­rungs­kur­se, Ernährungsberatung
  • Sport­an­ge­bo­te für alle Status­grup­pen, die an der Hoch­schu­le direkt ange­bo­ten werden
  • Kurse zur Entspan­nung, Stress­ma­nage­ment, Weiterbildung
  • rauch­frei­er Betrieb, Kurse zur Tabakentwöhnung
  • Verbes­se­rung des Betriebs­kli­mas, Hilfs- und Beratungsangebote
  • Etablie­rung von Gesund­heits­zir­keln, bauli­che Maßnah­men zur Gesundheitsförderung
  • Arbeits­platz­wech­sel, flexi­ble Arbeitszeiten
  • Leit­bild, trans­pa­ren­te Kommu­ni­ka­ti­on, Führungs­kom­pe­tenz [16]

Zur Einhal­tung und Über­prü­fung dieser Vorga­ben ist eine Steue­rungs­grup­pe zu beauf­tra­gen, welche einmal im Quar­tal gesund­heits­för­dern­de Ange­bo­te erarbeitet.

Durch zahl­rei­che Umstel­lun­gen im Betrieb können Hoch­schu­len direkt viele Emis­sio­nen einspa­ren und für ein besse­res Well­be­ing sorgen. Das inklu­diert Ener­gie, Mobi­li­tät, Bepflan­zun­gen und damit verbun­den ein effi­zi­en­tes Ressour­cen­ma­nage­ment. Außer­dem können Hoch­schu­len so als Visio­nä­re mit gutem Beispiel voran gehen und die Gesell­schaft nach­hal­tig beein­flus­sen. Zur Umset­zung ist es notwen­dig, dass alle Betei­lig­ten und Mitar­bei­ten­den ein umfas­sen­des Schu­lungs­an­ge­bot erhalten.

 

Nach­hal­tig­keit in betrieb­li­chen Prozes­sen verbes­sern – Durch Trans­pa­renz Nach­hal­tig­keit stärken

Ein stan­dar­di­sier­ter und regel­mä­ßig erschei­nen­der Nach­hal­tig­keits­be­richt an Hoch­schu­len ist unent­behr­lich. Er dient der Analy­se des aktu­el­len Zustan­des, der Doku­men­ta­ti­on eines Fort­schritts, aber vor allem auch der Trans­pa­renz. In diesem Bericht sind der derzei­ti­ge Stand, aktu­el­le Fort­schrit­te, sowie zukünf­ti­ge Poten­tia­le und Aufga­ben einer univer­si­täts­wei­ten Nach­hal­tig­keits­stra­te­gie darzu­stel­len und auf der Home­page zu veröffentlichen.

Der Nach­hal­tig­keits­be­richt enthält mindes­tens zu folgen­den Kate­go­rien Infor­ma­tio­nen der letz­ten und des aktu­el­len Jahres:

  • Forschung
  • Lehre
  • Betrieb
  • Gover­nan­ce
  • Trans­fer
  • Studen­ti­sche Initia­ti­ven und Engagement

Diese Hand­lungs­fel­der sind dem Krite­ri­en­ka­ta­log der Nach­hal­ti­gen Hoch­schu­len Bayern (KriNaHo­Bay) entnom­men und sind nach diesem zu bewer­ten [17]. Dazu kann das Arbeits­do­ku­ment Nach­hal­tig­keits­ver­ständ­nis und Krite­ri­en­ka­ta­log (KriNaHo­Bay) als Hilfe­stel­lung heran­ge­zo­gen werden [18].

Weiter­hin ist die Eintei­lung der oben genann­ten Hand­lungs­fel­der mit den im Posi­ti­ons­pa­pier beschrie­be­nen Krite­ri­en, Forde­run­gen und Kenn­zah­len zu erwei­tern und in den Nach­hal­tig­keits­be­richt einzu­glie­dern. Dazu gehört eine Beschrei­bung der Ziele und Maßnah­men, sowie eine Bewer­tung dieser Maßnah­men. Eine Ampel­be­wer­tung soll die Erreich­bar­keit eines Zieles bezie­hungs­wei­se eines Fort­schrit­tes im Vergleich zu dem letz­ten Jahr kurz und prägnant darstellen.

Auf sozia­le Aspek­te soll im Nach­hal­tig­keits­be­richt kurz einge­gan­gen werden. Dazu gehört die Berwer­tung der Liefer­ket­ten, aber auch im Bereich der Inklu­si­on und Gleich­stel­lung soll ein Fort­schritt erkenn­bar sein.

Zudem soll der Nach­hal­tig­keits­be­richt in gender­neu­tra­ler Spra­che geschrie­ben sein und über die Home­page auch als Audio­da­tei verfüg­bar sein, um die Barrie­re­frei­heit zu gewähr­leis­ten. Im ökono­mi­schen Teil des Nach­hal­tig­keits­be­richts soll vor allem die Dritt­mit­tel­fi­nan­zie­rung genau­er darge­legt werden. Des Weite­ren empfiehlt sich ein aktu­el­les Dossier zum Thema Dive­st­ment und ethi­sches Inves­tie­ren von Stiftungsfonds.

Um die Daten der jewei­li­gen Nach­hal­­ti­g­keits- und Klima­schutz­be­rich­te vergleich­bar zu machen, ist eine zentra­le Daten­samm­lung unent­behr­lich. Mindes­tens die genann­ten zentra­len Punk­te für einen Nach­hal­tig­keits­be­richt sollen in einer öffent­lich einseh­ba­ren Daten­bank gesam­melt und trans­pa­rent aufzeigt werden. Dazu schla­gen wir vor, dass das Netz­werk Hoch­schu­le und Nach­hal­tig­keit Bayern als zentra­le Anlauf­stel­le für die Nach­hal­tig­keits­be­rich­te dienen soll und diese auf der Websei­te zur Verfü­gung gestellt werden sollen. Die Hoch­schu­len sollen sich dazu verpflich­ten, regel­mä­ßig mindes­tens die zentra­len Daten in eine Daten­bank einzu­tra­gen. Dies soll einmal im Jahr erfolgen.

Ein trans­pa­ren­ter Nach­hal­tig­keits­be­richt ist ein wich­ti­ger Beitrag zu einer zukunfts­ori­en­tier­ten Entwick­lung der Gesell­schaft und einer lebens­wer­ten Welt für nach­fol­gen­de Gene­ra­tio­nen. Eine gemein­sa­me Daten­bank soll Daten trans­pa­rent zur Verfü­gung stel­len und den Fort­schritt in Bezug auf die Nach­hal­tig­keit deut­lich erkenn­bar darstellen. 

Als zentra­ler, inte­gra­ler Teil der Gesell­schaft tragen die baye­ri­schen Hoch­schu­len Verant­wor­tung, eine nach­hal­ti­ge und umwelt­freund­li­che Entwick­lung im Hinblick auf die globa­len Klima­schutz­zie­le und das gesell­schaft­li­che Allge­mein­wohl zu fördern und unter­stüt­zen. Die struk­tu­rel­le Veran­ke­rung von Nach­hal­tig­keit im Hoch­schul­kon­zept ist eine wich­ti­ge Grund­la­ge, um den klima- und umwelt­freund­li­chen Hoch­schul­be­trieb zu gewährleisten.

Der Aspekt Nach­hal­tig­keit soll dabei in alle hoch­schul­po­li­ti­schen Entschei­dun­gen mitein­be­zo­gen und in allen Hoch­schul­be­rei­chen wie Lehre, Forschung, Trans­fer, Gover­nan­ce und Betrieb (v.a. Erneu­er­ba­re Ener­gie, Bau, Bepflan­zung, nach­hal­ti­ge Mobi­li­tät, Ernäh­rung und Ressour­cen­ma­nage­ment) berück­sich­tigt werden. Nur durch eine struk­tu­rel­le Veran­ke­rung kann das Voran­trei­ben des Themas Nach­hal­tig­keit in den Hoch­schul­struk­tu­ren gewähr­leis­tet werden.

Dabei soll Nach­hal­tig­keit als hoch­schul­über­grei­fen­des Thema verstan­den und vermit­telt werden. Zur Trans­pa­renz werden Nach­hal­tig­keits­be­rich­te mit ökolo­gi­schen und sozia­len Aspek­ten, in denen die Hoch­schu­len Ihre aktu­el­len Bemü­hun­gen zur nach­hal­ti­gen Gestal­tung des Hoch­schul­le­bens doku­men­tie­ren, in einer zentra­len, öffent­lich einseh­ba­ren Daten­bank gesam­melt und veröf­fent­licht. Da das Thema Nach­hal­tig­keit in der heuti­gen Zeit sehr aktu­ell und präsent ist, sowie eine hohe Dring­lich­keit aufweist, ist hier­bei eine finan­zi­el­le Unter­stüt­zung der Hoch­schu­len durch staat­li­che Behör­den erforderlich.

 

Quell­ver­wei­se:

[1] Brock­ha­ge, Frau­ke et al. (2021): Nach­hal­tig­keit in Gesell­schaft, Wissen­schaft, Poli­tik und Schu­le. Fridays For Future und Schu­le? : Teil 1. In: Chemie in unse­rer Zeit. DOI: 10.1002/ciuz.20200006 (https://​online​li​bra​ry​.wiley​.com/​s​h​a​r​e​/​N​7​2​9​Q​7​J​I​M​2​X​B​P​K​P​I​C​R​G​T​?​t​a​r​g​e​t​=​1​0​.​1​0​0​2​/​c​i​u​z​.​–​2​0​2​0​0​0​006)

[2] https://​klima​schutz​.neustadt​.eu/​Z​i​e​l​e​–​U​m​s​e​t​z​u​n​g​/​K​l​i​m​a​w​a​n​d​e​l​–​N​a​c​h​h​a​l​t​i​g​k​e​i​t​/​N​a​c​h​h​a​l​t​i​g​k​e​i​t​s​m​o​d​e​lle

[3] https://​www​.nach​hal​ti​ge​hoch​schu​le​.de/​a​p​p​/​d​o​w​n​l​o​a​d​/​9​0​4​0​6​3​0​8​7​6​/​1​9​0​3​2​9​_​M​o​U​_​f​i​n​a​l​.​p​d​–​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​p​d​f​pdf S.2

[4] M. Vogt et. al (2020): Nach­hal­tig­keits­ver­ständ­nis des Verbund­pro­jekts HOCHN, Univer­si­tät Hamburg https://www.hochn.uni-hamburg.de/-downloads/2020–01–16-nachhaltigkeitsverstaendnis-hoch‑n.pdf S.4

[5] https://​hoch​schul​ta​ge​-bayern​.de/

[6] https://​www​.lak​.bayern/​2​0​1​9​/​0​6​/​1​6​/​p​o​s​i​t​i​o​n​s​p​a​p​i​e​r​–​n​a​c​h​h​a​l​t​i​g​e​–​h​o​c​h​s​c​h​u​le/

[7] Deut­sche UNESCO-Kommis­­si­on: Bildung für nach­hal­ti­ge Entwick­lung, Whole Insti­tu­ti­on Approach – der ganz­heit­li­che BNE-Ansatz https://​www​.unesco​.de/​n​o​d​e​/​6​100.html

[8] https://​www​.stmwk​.bayern​.de/​w​i​s​s​e​n​s​c​h​a​f​t​l​e​r​/​h​o​c​h​s​c​h​u​l​e​n​/​h​o​c​h​s​c​h​u​l​r​e​c​h​t​s​r​e​f​orm

[9] https://​www​.lak​.bayern/​2​0​2​1​/​0​6​/​2​7​/​s​t​e​l​l​u​n​g​n​a​h​m​e​–​z​u​m​–​e​r​s​t​e​n​–​g​e​s​e​t​z​e​s​e​n​t​w​u​r​f​–​d​e​s​–​b​a​y​e​r​i​s​c​h​e​n​–​h​o​c​h​s​c​h​u​l​i​n​n​o​v​a​t​i​o​n​s​g​e​s​e​t​z​es/

[10] https://​www​.greenof​fice​mo​ve​ment​.org/​de/

[11] https://​www​.cs​.tum​.de/​s​t​u​d​i​u​m​/​a​r​b​e​i​t​s​k​r​e​i​s​e​–​g​r​e​e​n​–​o​f​f​i​c​e​/​g​r​e​e​n​–​o​f​f​i​ce/

[12] https://​www​.fahr​rad​freund​li​cher​-arbeit​ge​ber​.de/​f​i​l​e​a​d​m​i​n​/​u​s​e​r​_​u​p​l​o​a​d​/​H​a​n​d​b​u​c​h​–​F​a​h​r​r​a​d​f​r​e​u​n​d​l​i​c​h​e​r​–​A​r​b​e​i​t​g​e​b​e​r​.​pdf

[13] https://diy.vcd.org/fileadmin/user_upload/DIYII/Vertiefen/Publikationen/Borschue—re_Nachhaltige_Mobilitaet/Good_Practice_Broschuere_Nachhaltige_Mobilitaet_an_Ho-c-hschulen.pdf

[15] https://​www​.euro​.who​.int/​_​_​d​a​t​a​/​a​s​s​e​t​s​/​p​d​f​_​f​i​l​e​/​0​0​0​6​/​1​2​9​5​3​4​/​O​t​t​a​w​a​_​C​h​a​r​t​e​r​_​G​.​pdf

[16] https://​www​.bundes​ge​sund​heits​mi​nis​te​ri​um​.de/​t​h​e​m​e​n​/​p​r​a​e​v​e​n​t​i​o​n​/​b​e​t​r​i​e​b​l​i​c​h​e​–​g​e​s​u​–​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​g​e​s​u​n​d​h​e​i​t​s​f​o​e​r​d​e​r​u​n​g​/​u​m​s​e​t​z​u​n​g​.​h​tml

[17] https://​www​.nach​hal​ti​ge​hoch​schu​le​.de/​a​p​p​/​d​o​w​n​l​o​a​d​/​8​6​9​4​5​6​5​6​7​6​/​1​7​0​7​1​9​_​K​r​i​t​e​r​i​e​n​k​a​t​a​l​og_ und+Verst%C3%A4ndnis+N_KriNaHoBay__Version+1.0_zum+Download.pdf

[18] https://​www​.nach​hal​ti​ge​hoch​schu​le​.de/​a​p​p​/​d​o​w​n​l​o​a​d​/​8​6​9​4​5​5​6​4​7​6​/​1​7​0​8​3​0​_​K​r​i​t​e​r​i​e​n​k​a​t​a​l​og_ und+Verst%C3%A4ndnis+N_KriNaHoBay_INKL.+Beispiele_zum+Download.pdf

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