Die Landes­stu­die­ren­den­ver­tre­tung fordert auch zum Beginn von 2022 einen Ausbau der psycho­so­zia­len Bera­tung und mehr finan­zi­el­le Unter­stüt­zung für die Studierendenwerke

Es ist ein trau­ri­ges Ritu­al gewor­den: Seit nun zwei Jahren sieht man in den Nach­rich­ten die immer glei­che Geschich­te: Eine junge Studen­tin, die gera­de mit Hoff­nung auf einen neuen Lebens­ab­schnitt in eine neue Stadt gezo­gen ist, und sich auf neue Menschen freut, studiert jetzt isoliert in ihrer klei­nen Wohnung, leidet unter Depres­si­on und mangeln­der Hilfe im Studi­um. Dies sind keine Einzel­schick­sa­le. Bereits vor der Pande­mie sind die in Anspruch genom­me­nen Bera­tungs­stun­den durch Studie­ren­de stetig gewach­sen, nun hat sich die Lage deut­lich verschärft. Zu Beginn des Jahres hat deshalb auch das Deut­sche Studen­ten­werk Alarm geschlagen.

“Psycho­so­zia­le Bera­tung ist ein wich­ti­ger Baustein, der Studie­ren­den Halt gibt. Trau­er­fäl­le in der Fami­lie, Prüfungs­angst oder die wirt­schaft­lich oft schwie­ri­ge Lage waren auch bisher Grün­de für das Aufsu­chen von Bera­tungs­stel­len. Die Pande­mie hat die Situa­ti­on gleich doppelt verschlim­mert. Einer­seits müssen Studie­ren­de nun mit ihren Sorgen allein klar­kom­men. Die norma­len sozia­len Netze können sie durch die Pande­mie nicht mehr nutzen. Das Online-Studi­um isoliert. Ande­rer­seits wurden die Proble­me größer. Jobs sind wegge­fal­len, Studi­en­in­hal­te muss­ten im Selbst­stu­di­um erlernt werden, Prüfun­gen konn­ten teil­wei­se nicht abge­legt werden.”, berich­tet Johan­na Weid­lich, Spre­che­rin der baye­ri­schen Landesstudierendenvertretung.

Dies zeigt sich auch in den Zahlen. Trotz Lock­down und anfäng­li­cher Schwie­rig­kei­ten mit der tech­ni­schen Umset­zung sind die Bera­tungs­stun­den beispiels­wei­se beim Studen­ten­werk Erlan­gen Nürn­berg 2020 um 11% ange­stie­gen, 2021 gar um 25 %. Ein Trend, der bayern­weit zu beob­ach­ten ist.

Das Ange­bot der psycho­so­zia­len Bera­tung wird zum größ­ten Teil von den Studie­ren­den­wer­ken getra­gen. Diese stem­men aktu­ell jedoch mehr als die Hälf­te dieses Ange­bots aus ihren eige­nen Mitteln. So kommt es, dass beispiels­wei­se in Passau nur eine einzi­ge Fach­kraft für die gesam­te Univer­si­tät für knapp 12.000 Studie­ren­de zur Verfü­gung steht. So werden die Warte­zei­ten länger. Für Studie­ren­de, die Hilfe benö­ti­gen kann das mitun­ter auch zu einem Problem für einen erfolg­rei­chen Abschluss des Semes­ters oder gar des Studi­ums werden. Die Pande­mie­zeit wird vermehrt auch durch Lücken in den Lebens­läu­fen sicht­bar. Für die erhöh­te Nach­fra­ge braucht es also auch die nöti­gen Mittel für die Studie­ren­den­wer­ke, denn diese sind an ihrer Belastungsgrenze.

“Seit Beginn der Pande­mie fordern wir die baye­ri­sche Staats­re­gie­rung dazu auf, den Studie­ren­den unter die Arme zu grei­fen und endlich auch bei der psycho­so­zia­len Bera­tung nach­zu­bes­sern. Passiert ist bis jetzt noch nichts. Es ist jetzt Zeit zu handeln.”, fordert Paul Thie­me, Spre­cher der baye­ri­schen Landesstudierendenvertretung.

Die Forde­rung nach der Aner­ken­nung der psycho­lo­gi­schen Betreu­ung als Aufga­be der Studie­ren­den­wer­ke und entspre­chen­de Bezu­schus­sung durch den baye­ri­schen Staat haben auch die Baye­ri­schen Studen­ten­wer­ke, das Deut­sche Studen­ten­werk und die Landes-ASten-Konfe­­renz Bayern bei ihren Stel­lung­nah­men zum Baye­ri­schen Hoch­schul­in­no­va­ti­ons­ge­setz gefor­dert. Bisher ist noch nicht bekannt, ob das Staats­mi­nis­te­ri­um dem Folge leis­ten wird.

“Depres­sio­nen sind also kein Phäno­men, das nur bei einzel­nen Studie­ren­den im Fern­se­hen auftritt, sondern eines, dass bayern­weit ange­gan­gen werden muss. Die psycho­so­zia­le Bera­tung hat bereits für unzäh­li­ge Studie­ren­de das Studi­um geret­tet. Diese groß­ar­ti­ge Arbeit der Studie­ren­den­wer­ke anzu­er­ken­nen und zu fördern ist also längst über­fäl­lig. ”, betont Paul Thie­me, Spre­cher der baye­ri­schen Landesstudierendenvertretung.

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