Die Landes-ASten-Konferenz Bayern kritisiert den neuen Rahmenvertrag, der zwischen Bund und Länder, hierbei vertreten von der Kultusministerkonferenz (KMK), und der Verwertungsgesellschaft Wort (VG Wort) geschlossen wurde und zum 01.01.2017 in Kraft tritt. Insbesondere aber die Mehrbelastung der StudentInnen und der DozentInnen, welche zu einer Verschlechterung der Lehre führt.
Durch den hohen Aufwand bei den Einzelabrechnungen pro Seite und StudentIn der betroffenen Texte kommt nach dem Feldversuch an der Universität Osnabrück auf die DozentInnen eine erhebliche zeitliche Mehrbelastung hinzu. Dies verschärft noch zusätzlich die schon bestehende Belastungssituation der DozentInnen an unseren Hochschulen. Ebenso führt eine derartige Mehrbelastung zwangsläufig zu katastrophalen Auswirkungen auf Lehre und Forschung. Die Lehre und Forschung wird aufgrund der zusätzlich anfallenden administrativen Arbeit und der daraus erfolgenden Mehrbelastung in den Hintergrund gerückt.
Insbesondere kommt auf die StudentInnen höhere Kopierkosten sowie längere und schwierigere Beschaffungswege bei der benötigten Literatur hinzu. Nicht alle StudentInnen haben die Möglichkeiten sich die Literatur selbst zu kaufen und sind auf eine Kopie angewiesen. Im Sinne des Gleichberechtigungsgrundsatzes, sollten alle StudentInnen freien Zugang zu allen Lernmaterialen erhalten und nicht aufgrund ihrer finanziellen Situation benachteiligt werden. Im Rahmen des Pilotprojektes an der Universität Osnabrück gaben 62% der Studierenden an, einen höheren oder sehr viel höheren Aufwand bei der Literaturbeschaffung zu haben. Die Anzahl der auf der Lernplattform von den Dozierenden bereit gestellten Texten sank von circa 4.500 im Vorjahr auf rund 1.000 durch die im Pilotversuch eingeführte Einzelabrechnung.
Des Weiteren ist auch der finanzielle und verwaltungstechnische Mehraufwand der Hochschulen, durch Anschaffungs- und Wartungskosten des neuen Systems, sowie die zusätzliche Beschäftigung von MitarbeiterInnen nicht zu vernachlässigen. Der Pilotversuch an der Universität Osnabrück hat gezeigt, dass einer Vergütung der VG Wort circa dem Vierfachen an finanziellen Aufwendungen für die Hochschulen gegenübersteht.
Zudem zeigte die aktuelle Studie der Hans-Böckler-Stiftung, dass Hochschulen gerade in Bayern zu schlecht ausfinanziert sind. Und diese bereits sehr knapp bemessenen Mittel werden durch eine Mehrbelastung, aufgrund von Einzelnachweisen der Literatur, zusätzlich noch verringert. Dies führt zu einer weiteren finanziellen Belastung der Hochschulen und somit zur Verschlechterung der Lehre und Forschung.
Das in öffentlichen Einrichtungen generierte Wissen, und die durch öffentliche Mittel finanzierten Ergebnisse, müssen zumindest im Rahmen der Lehre und Forschung frei zugänglich sein. Selbstverständlich sollten AutorInnen eine vernünftige Entlohnung für ihr geistiges Eigentum erhalten. Diese darf aber keinesfalls zu Lasten der Lehre in der Hochschule gehen, da sie somit den Zugang zu freier Bildung einschränkt.
Kurzfristig unterstützt die LAK Bayern die Bestrebungen der Hochschulrektorenkonferenz, die KMK zu Neuverhandlungen mit der VG Wort zu bewegen. Mittel- und langfristig muss das Urheberrecht reformiert werden, um eine angemessene Vergütung für die UrheberInnen von geistigem Eigentum sicherzustellen, ohne dass die Digitalisierung der Lehre ausgebremst und der Zugang zu Wissen beschränkt wird.
Stellungnahme
Landes-ASten-Konferenz Bayern
c/o Studierendenvertretung der LMU
Leopoldstraße 15
80802 München